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Kai Hensel
Klamms Krieg


Premiere: 13. Januar 2004, 20.00 Uhr in der Friedrich-Ebert-Schule

Fotos link |

Besetzung:
Regie -

Peter Meyer

Klamms Krieg

Darsteller:
Lehrer Klamm - Thomas Streibig

Technische Leitung - Fred Bielefeldt | Beleuchtung - Susann Förster | Requisite - Margarita Belger | Maske - Grit Anders | Inspizienz - Ito Grabosch | Ton - Ronald Strauß | Garderobe - Elisabeth Müller | Schneiderei - Eva Nau, Gisela Schmidt, Claudia Siebenborn

Stück:

Die Klasse gibt Deutschlehrer Klamm die Schuld am Selbstmord eines Mitschülers und tritt in den Unterrichtsstreik. Aber Klamm lässt sich nicht in Frage stellen. Schließlich hat ihn auch niemand nach seinem Ideal eines Schülers gefragt ... Er nimmt den Kampf auf. Wochenlang geht er in die Offensive gegen das Schweigen der Klasse. Die Schulschlacht setzt alle bestehenden Regeln außer Kraft ...

"Klamms Krieg" wurde mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis 2002 ausgezeichnet und belegte in der Inszenierung des Staatsschauspies Dresden den dritten Platz in der Jurywertung der "8. Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche 2003 in Marburg".

Das Stück wendet sich an Jugendliche, aber dezidiert auch an Erwachsene. Natürlich auch an Lehrerkollegien, Unterstützerkreise von Schulen, Schülervertretungen, Teilnehmer von Elternsprechtag oder auch Lehramtstudierende. Die Inszenierung, für die Aufführung im Klassenzimmer konzipiert, nutzt dieses auch als Bühnenbild, während Schülerinnen und Schüler - aber auch Lehrerkollegien und Erwachsene - gleichermaßen zu "authentischem" Publikum und Mitspielern werden. Obligatorisch bieten wir ein Gespräch im Anschluss an die Vorstellung an. Spieldauer: ca. 45 Minuten.

Von interessierten Schulen und Institutionen kann das Stück jederzeit mobil abgerufen werden. Bevorzugter Zeitraum ist der 14. Januar bis 13. Februar. Preis: 3,- € pro Zuschauer. Informationen und Buchung bei Michael Pietsch, Tel.: 06421 / 9902-38

Technische Voraussetzungen: Raum: Klassenzimmer oder adäquater Raum Strom: funktionierender 220 V Anschluß (normale Steckdose) Publikum: ab ca. 25 bis max. 50 Personen Empfohlene Altersgruppe: ab 15 Jahren

Pressestimmen:



Oberhessische Presse

Gut 30 Erwachsene spürten am Dienstagabend in einem Klassenzimmer der Friedrich-Ebert-Schule wachsende Beklemmung bei der gelungenen Premiere von "Klamms Krieg". von Gabriele Neumann

Sechs Punkte wären nötig gewesen. Weil er aber ein schlechter Schüler war, bekam Sascha nur fünf Punkte in der Deutsch-Klausur - und fiel beim Abitur durch. Kurz darauf erhängte er sich. Ein Jahr später macht der nächste Abiturjahrgang Deutschlehrer Klamm für den Selbstmord verantwortlich und erklärt ihm den Krieg: Schweigen schlägt ihm entgegen, als er in die Klasse tritt. Schweigen schlägt auch Thomas Streibig als Lehrer Klamm in einem Klassenraum der Jahrgangsstufe 9 in der Friedrich-Ebert-Schule entgegen. Zwei Paar Scheinwerfer sind das einzige "Bühnenbild" in der authentischen Inszenierung von Peter Meyer. Sie leuchten Thomas Streibig aus den Stuhlreihen an, wenn er zunehmend verzweifelt versucht, dem Grund der Ablehnung durch die Schüler auf die Spur zu kommen. Denn Lehrer Klamm ist sich keiner Schuld bewusst, er hat getan, was er als Lehrer tun musste, Leistung bewertet und Punkt. Zunehmend größer wird die Lücke zwischen den Worten und der Gestik des Pädagogen."Sie wollen mich fertig machen, das schaffen Sie nicht", deklamiert er - und demonstriert mit eingesunkenen Schultern und leerem Blick doch das genaue Gegenteil. Streibig in dunkler Hose, hellem Sakko und hellem Hemd spielt keinen Deutschlehrer, er ist einer. Und deshalb wächst mit jeder Unterrichtsstunde und jedem Anschalten der Scheinwerfer die Beklemmung in den Stuhlreihen des "Schüler"-Publikums. "Heute weiß ich, dass auch Lehrer Menschen sind, die ihre Schwachen haben", sagt Klamm an einer Stelle, und vermittelt doch den Eindruck, der Lehrer müsse ein höheres Wesen sein, dessen einziger Zweck in der Vermittlung von Wissen besteht. Letztlich scheitert Klamm an dieser Kluft - beurlaubt nach einem Trink- und Brüll-Exzess vor der Klasse. Meyer scheiterte nicht mit der sparsamen Inszenierung. Bedrückend nah an der Realität fand eine Lehrerin das Stück, einer Kollegin sei einmal eine ähnliche Mauer des Schweigens entgegengeschlagen. Die karikaturhafte Schilderung der Kollegen in Kai Hensels Stück sorgte fur die wenigen Lacher während der 50 Minuten dauernden "Schulstunde". Streibigs Solo-Leistung sorgte für den lang anhaltenden Applaus. In Marburg geht "Klamms Krieg", 2000 in Dresden uraufgeführt, 2002 mit dem deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet, und 2003 als Gastspiel bei den Marburger Kinder- und Jugendtheatertagen gezeigt, ab heute auf Schul-Tournee. In der Käthe-Kollwitz-Schule sehen Konditoren und Hotelfachschüler Thomas Streibig im Kampf mit Werten und Normen.

Schulen konnen das Stück beim Hessischen Landestheater bei Michael Pietsch, Telefon 06421 / 9902-38, buchen. Empfohlen wird es ab Jahrgangsstufe 9, der Eintritt kostet 3 Euro. Die nächste öffentliche Vorstellung findet am Dienstag, 20. Januar, ab 19 Uhr in der Elisabethschule statt. Weitere Vorstellungen am 9. und 28. Februar in der Friedrich-Ebert-Schule.


Marburger Forum

Das Hessische Landestheater Marburg

Kai Hensel: Klamms Krieg

Premiere: Dienstag, 13. Januar 2004 in einem Klassenraum der Friedrich-Ebert-Schule Marburg

Klamm: Thomas Streibig Inszenierung: Peter Meyer Dramaturgie: Michael Pietsch

Der Theaterraum ist ein Klassenzimmer, nicht als Kulisse auf einer Bühne nachgestellt, sondern „echt“, ein wirklicher Klassenraum in einer richtigen Schule, in der Friedrich-Ebert-Schule in der Uferstraße in Marburg. Die Zuschauer sitzen auf Schülerstühlen, vor Schülertischen, schauen auf einen Lehrertisch mit Blumentopf, Schwamm und Klassenbuch, eine sorgsam geputzte grüne Tafel dahinter, ein Waschbecken daneben, auf den restlichen Weihnachtsschmuck in den Fenstern links und die Wandplakate nebst Karteikarten mit Schülerkommentaren zum Thema Stoffkreislauf auf einer übergroßen Korkwand rechts. Der Zuschauer sitzt in einer richtigen Schule und dann, wenn Lehrer Klamm den Klassenraum betritt, doch sofort in einem richtigen Theater.

Klamm, heller Anzug, offener Hemdkragen, stürmt in den Raum, schlägt die Türe hinter sich zu und hält, ohne ein Wort zu sagen, einen Zettel, offensichtlich von den Schülern seiner Klasse, hoch, auf dem nur ein Wort in großen Lettern zu lesen ist: Krieg. Und darum dreht es sich in den nächsten fünfzig Minuten auf der „Bühne“, um den Krieg zwischen Lehrer Klamm und seinen Schülern. „Krieg“ ist ein Wort, das weit weg ist von Unterricht und Schulerziehung und doch ist es, das wird im Laufe des Stücks immer deutlicher, auch nah daran, weil Hensels Stück übergrell Strukturen von Unterricht und Lehrerpersönlichkeiten beleuchtet, die das Bild von Schule – gelegentlich - immer noch, in der Tendenz wenigstens, nach innen wie außen prägen.

Das Wort „Krieg“ beherrscht denn auch Klamms Sprache. „Sie wollen einen Krieg gewinnen. Dazu brauchen Sie Waffen. Morgen bringe ich Ihnen welche mit“, sagt er und spricht von „Angriffen“, denen er sich ausgesetzt sehe. „Sie reden vom Krieg; ich führe ihn seit dreißig Jahren“ oder „Der Lehrer kann den Kampf gegen die Schüler nicht gewinnen.“ oder „Dann kommen Sie mal in meinen Deutschleistungskurs. Da wartet der Hass auf Sie.“ oder „Sie wollen mich fertigmachen. Das schaffen Sie nicht.“ sind Sätze, die Klamm leichthin über die Lippen gehen, weil sie, so glaubt er, seine Lehrersituation treffend beschreiben. Und diese Situation ist dramatisch: Klamm hat einem Schüler des Deutschleistungskurses vor dem Abitur – „Sascha war ein schlechter Schüler; er hat nichts von Schillers Freiheitsbegriff verstanden.“ - nur fünf Punkte gegeben, „für sein Bemühen“, nicht für sein fachliches Können, obwohl Klamm wusste, dass Sascha, um das Abitur zu bestehen, sechs Punkte benötigt hätte.

Als dieser, wie vorauszusehen, dann wirklich durch das Abitur fällt, begeht er Selbstmord. Die Schüler machen Lehrer Klamm für den Suizid mitverantwortlich und haben ihm, der Brief zu Beginn des Stücks demonstriert das, den Krieg erklärt. Sie sind in einen Streik getreten, verweigern jegliche Mitarbeit, geben zum Beispiel eineKlausur, die Klamm schreiben lässt, nur mit Gekritzel ab, verlangen, dass Klamm seine Schuld am Tod des Mitschülers eingesteht und sich vor der Schulgemeinde entschuldigt.

Klamm seinerseits greift den Fehdehandschuh auf und versucht mit pädagogischen Tricks, Überredungskünsten und Drohungen die Schüler wieder auf seinen „Kurs“ zu bringen. Das Stück ist eine große, lange Rechtfertigung seiner pädagogischen Einstellung und Haltung vor der Klasse, seiner Geradlinigkeit, wie er glaubt, seiner vermeintlichen Gerechtigkeit und seines fachlichen Könnens, und wird gleichzeitig zu einer unfreiwilligen Bloßstellung und Entlarvung seiner pädagogischen Unfähigkeit und letztlich, ohne dass das an einer Stelle gesagt würde, zu einer Beweisführung gegen ihn selbst und einer Verurteilung durch ihn selbst. Er flüchtet in ein pädagogisches Prinzipiengebäude, in dem alles – aus seiner Sicht - zu stimmen und aufzugehen scheint, und in dem in Wirklichkeit hinter der Fassade des tüchtigen Lehrers alles falsch, schülerfeindlich und unehrlich ist. Die Prinzipien, mit denen sich Klamm rechtfertigt, sind Gerechtigkeit, Geradlinigkeit, fachliches Können, Unbeirrbarkeit, Courage gegenüber Schulleitung, Lehrerkollegen und Schülerkritik. Indem er aber gleichzeitig demonstriert, dass er das Recht, ja die Pflicht zu haben glaubt, Noten nach seinem Dünken zu verteilen und Schüler nach verbrauchten, klischeehaften Kriterien zu beurteilen, solche Beurteilungen über Jahre hinweg speichern und jeder Zeit als „Waffen“ gegen die Betroffenen einsetzen und Lehrerkollegen bespitzeln und ihr Verhalten nach seinem Kodex allein verurteilen zu können, indem er Schule als einen Raum nicht des Miteinander, sondern des Gegeneinander – „Schule ist Zwang, ich wünsche mir, dass das endlich einmal jemand begreift.“ - sieht, macht er sie zu einem Ort des Inhumanen, des Kriegs eben, in dem dann ganz folgerichtig Opfer wie Sascha in Kauf zu nehmen sind, die die Pädagogik eines Lehrers wie Klamm jedenfalls nicht grundsätzlich stören dürfen und können.

Thomas Streibig gelingt in der Rolle des Lehrers Klamm eine beeindruckende schauspielerische Leistung. Er ist Lehrer Klamm, überzeugt in dessen rechthaberischer Verteidigung seines Verhaltens und in den verschiedenen Rollen vor den Schülern, spielt Klamms Entrüstung vor der Klasse, den sarkastischen Ton gegenüber den Schülern, seine die Schüler umschmeichelnden wie zurückstoßenden Posen, seine Wutausbrüche, Drohgebärden, Infamien gegenüber Schülern wie Lehrern, seine obszöne Besoffenheit wie seine verlogene Unterwürfigkeit am Schluss. Er variiert geschickt das Spieltempo, so dass die lange Ein-Personen-Rede bis zum Schluss ihre Spannung behält. Dabei entgeht er der Versuchung, Lehrerverhalten nachzumachen, das hätte nur eine Karikatur ergeben. Streibig bleibt ganz innerhalb des Stücks von Kai Hensel, schöpft die dramatischen Möglichkeiten der Figur des Lehrers aber voll aus.

Das Ende des Stücks ist in der Marburger Inszenierung irritierend und enthält Ungereimtheiten. Lehrer Klamm eröffnet seinen Schülern, dass er die Schule – er schiebt eine Nierenoperation als offiziellen Grund vor – verlassen müsse und spielt noch einmal, zum letzten Mal, seine Rolle als vorzüglicher Lehrer: „Ich habe mich immer bemüht, auf Ihre Fragen eine Antwort zu geben.“ Dann schminkt er sein Gesicht weiß und stülpt sich eine Clownsnase über, stellt sich in Positur und rezitiert – so hat das Stück auch begonnen – Goethes Gedicht „Prometheus“, die Worte des Textes zum Teil in der Betonung verdrehend und damit sein Fach und das, was die Schüler gelernt haben, verhöhnend und lächerlich machend. Das Bild des sich selbst und das Fach Deutsch ironisierenden Klamm will nicht so recht zu dem Klamm, der mit seinen Schülern Krieg führt, passen, wirkt eher fremd und aufgesetzt.

Vielleicht gibt das aber dann schon Anlass zu Fragen an den Schauspieler Streibig und den Regisseur Meyer. Denn es ist geplant, Klamms Krieg auf Einladung hin in den Schulen, in den Klassenräumen, vor Ort also, vor den Schülern zu spielen und mit den Schülerinnen und Schülern anschließend über die Produktion zu reden und zu diskutieren. An Gesprächsthemen dürfte es wohl nicht fehlen. Schüler werden ein kritisches Ohr für Klamms Sätze und ein feines Gespür für seine Unfähigkeit als Lehrer haben. - Ein solches Gespräch wäre sicherlich auch nach der Premiere interessant gewesen, in der fast ausschließlich Erwachsene, zum großen Teil wohl Lehrerinnen und Lehrer der Friedrich-Ebert-Schule, anwesend waren. Schauspieler und Regisseur wurden übrigens mit großem Applaus verabschiedet. - In diesem Zusammenhang: Müssen die Theater wirklich in die Schule gehen, um ein jugendliches Publikum zu erreichen? Oder ist es nicht sogar so, dass die 10- bis 18-Jährigen lieber ins Theater kommen, um etwas über sich selbst zu lernen und darüber zu sprechen? Die Erfahrungen, die das HLT mit Klamms Krieg in dieser Beziehung macht, werden interessant sein.

Klamms Krieg, 2002 mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet, führt vor, was Jugendtheater kann: die Jugendlichen, die vielleicht sonst Fußballspieler oder Computerfreaks oder Fernsehkonsumenten sind, in ihrer Mehrzahl wohl kaum Theaterinteressierte, aus ihrer Wirklichkeit in eine neue, ästhetisch konstituierte Wirklichkeit zu führen, ihnen dort mit Hilfe einer dramatischen Geschichte und eines Schauspielers ihre Wirklichkeit so zu zeigen, dass sie in größerer Schärfe Menschen ihrer Umgebung, deren Verhalten und deren Beziehungen untereinander wahrnehmen, Klischees, Gewohnheiten, Selbstverständlichkeiten, denen sie Tag für Tag begegnen, durchschauen und Zusammenhänge verstehen, so dass sie mit einem besseren Verständnis und einem genaueren Bild ihrer Wirklichkeit aus dem Theater gehen.

Herbert Fuchs

Gießener Allgemeine Zeitung

Lehrer sind auch Menschen

Hessisches Landestheater Marburg: Thomas Streibig entfacht »Klamms Krieg« im Klassenzimmer

Die jüngste Premiere in Marburg fand an einem ungewöhnlichen Ort statt: In ein Klassenzimmer der Friedrich-Ebert-Schule hatte das Hessische Landestheater geladen, denn hier entfacht an passender Stelle ein Lehrer »Klamms Krieg«. Kai Hensels Ein-Personen-Stück wurde 2002 mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet, doch richtet sich dieser eindringliche Monolog, in dem es durchaus komische Momente gibt, nicht nur an Jugendliche ab 14 Jahren ? auch Erwachsene fühlen sich intensiv angesprochen. Denn wie vermerkt Klamm einmal trefflich: »Lehrer sind auch Menschen.«

Dabei ist Klamm alles andere als ein Sympathieträger, führt er doch in diffamierender Weise Akten über seine Schüler und seine Kollegen, die er zum Teil nicht nur verspottet und verachtet, sondern sogar abgrundtief hasst. Im konkreten Fall allerdings gibt ihm die 12. Klasse die Schuld am Selbstmord eines Abiturienten, dem nur ein Punkt fürs Bestehen der Reifeprüfung fehlte, und tritt deshalb stur in den Unterrichtsstreik. Eine Aktion, die nicht ohne Folgen bleibt: Von nun an muss Klamm seinen Deutschunterricht alleine bestreiten, trifft er doch beständig auf eine Mauer des Schweigens.

Wie Thomas Streibig seine Unterrichtsstunde gestaltet, geht empfindsam unter die Haut. In der Regie seines Ensemblekollegen Peter Meyer nutzt der erfahrene Schauspieler geschickt die Möglichkeiten des Raums. Er spricht gezielt einzelne im Publikum ? das übrigens brav in Reih' und Glied in der Klasse sitzt ? namentlich als seine Schüler an, fordert mit stechendem Blick Reaktionen heraus, die natürlich ausbleiben. Dabei verliert er mehr und mehr die Contenance, versucht sogar mit der streikenden Klasse auf anbiedernde Art und Weise zu paktieren. Höhepunkt der Auseinandersetzungen ist gewiss Streibigs Ausbruch als alkoholisierter Lehrer: In seiner Wut reißt er Fenster und Tür auf, um sich lautstark Luft zu verschaffen ? und erntet dafür bei der abendlichen Premiere am Dienstag spontane Pfiffe vom Schulhof.

Dabei formt Streibig höchst überzeugend einen gebildeten, verknöcherte Kleinbürger, der zwar seine Machtmuskeln vor den Schülern spielen lässt, selbst aber auch Angst vor Konsequenzen verspürt. Im Grunde ein bedauernswerter Mann, der sich selbst isoliert hat, gerade dadurch zur latenten Gefahr für die ihm anvertrauten Schüler wird.

Prädikat: Unbedingt sehenswert! Die mobile Produktion fürs Klassenzimmer kann ab sofort beim Theaterpädagogen Michael Pietsch gebucht werden: Telefon 06421/9902-38.

Marion Schwarzmann

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